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Mit voller Absicht

  • Autorenbild: KK
    KK
  • 21. Mai 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Feb. 2022


Bild-Quelle: www.YouTube.de

An dem Tag, an dem das Verfahren gegen die höchsten VW Manager im Dieselskandal gegen Zahlung von 9 Millionen Euro eingestellt wurde, kommt der Autokonzern mit einem neuen Skandal ums Eck. Nahezu atemlos beobachtet der geneigte Autofan das Geschehen und fasst sich verzweifelt an die Stirn: Die Marketingabteilung von VW veröffentlicht ein Werbevideo, in dem ein schwarzer Mann zappelnd von einer weißen Hand hin und her gesetzt und zum Schluss durch eine Hauseinfahrt geschnippt wird, über dem die Worte "Petit Colon" in großen Lettern prangen. Man muss gar nicht groß der französischen Sprache mächtig sein, um zu wissen, dass "Petit" klein und "Colon" - nun ja, hier kommt es vom Wort Colonial.


Sobald der dunkelhäutige Mann aus der Szenerie gekickt wurde, erscheinen nacheinander die Letter des Ausrufs "Der neue Golf" - aber nicht der Reihen nach, sondern versetzt. Und zwar so, dass mittendrin das Wort "ENGER" erscheint. Ja und? Werden Sie sagen. Nun ja, wir wissen, dass der Kopf die Buchstaben zusammenwürfelt, bis sie einen Sinn ergeben. Es gibt ganze Texte, die wir - obwohl sie aus komplett verdrehten Wörtern bestehen - fehlerfrei lesen können, bewiesen in einer englischen Studie aus dem Jahr 1976 https://de.wikipedia.org/wiki/Buchstabensalat.


Wenn wir darüber hinaus wissen, wie Werbung produziert wird, dann können wir davon ausgehen, dass jedes Bild genau durchdacht ist. Nun gibt es verschiedene Entwicklungsstufen eines Werbespotts: Die Idee entsteht auf dem Reisbrett. Sie wird den Verantwortlichen präsentiert, in der Regel mit vorgezeichneten Bildern. Soweit, so schön. Dann geht es an die Auswahl des männlichen Modells. Man entschied hier: Schwarz soll es sein. Denn neben dem papageiengelben Golf soll der Mann ja nicht verblassen. (Schenkelklopfer.) Nun ja. Also sucht man auch nach einem Set, dass möglichst farbenfroh ist. Jung gegen alt, der neue Golf gegen die alte Straßenfassade. Dass da "Petit Colon" steht, mag noch irgendwie Zufall gewesen sein. Spätestens im Schnitt allerdings wird das alles so gänzlich ohne Zufall zusammen montiert. Da wird die weibliche weiße Hand hineingesetzt - modern soll es ja sein, man lässt sie den Mann fassen und ihn wie einen Spielball tanzen. Und weil Videos ohne Ton nicht funktionieren, legt man noch Musik darunter und lässt die Frau doch recht albern lachen. Zum Schluss entscheidet Werbefachmann/-frau - und für so einen großen Kunden wird man keinen Praktikanten engagiert haben - , in welcher Reihenfolge die Buchstaben von "Der neue Golf" eingeblendet werden. In diesem Fall hat er entschieden, die Buchstaben ENGER zusammen erscheinen zu lassen.


Da es sich um einen Spot eines sehr großen Unternehmens handelt, können wir ziemlich sicher davon ausgehen, dass das alles mit höchster Professionalität arrangiert ist. So wie damals die Werbeagentur von H&M, die einen schwarzen Jungen in ein Shirt steckte auf dem "Coolest Monkey in the Jungle" stand. Und selbst wenn eine Werbeagentur das vielleicht lustig fand, wie kann es sein, dass einem/r professionellen Marketingmanager/-in eines Weltkonzerns da nicht klar wird, wieviel Stoppschilder hier der Reihe nach überfahren werden? Wie verblödet muss man sein, das für eine gute Idee zu halten und es online zu schalten? Und da komme mir keiner mit: "Rassistisch ist, wer rassistisches darin sieht."


Spätestens beim Schnitt in der bestimmt hippen Werbeagentur müssen mindestens beim Cutter alle Ampeln grellrot geblinkt haben. Denn der hat letztendlich, wenn auch auf Anweisung, von den Buchstaben ENGER das GER noch einmal besonders weiß hervorgehoben. Oder war das vielleicht Zufall? GER - ein Schelm, der darin nichts erkennt.


Man könnte noch argumetnieren: das kleinste Licht, dass mit sowas am wenigsten Geld verdient, sagt in so einer Situation doch nichts! Mag sein, aber das hat dann vielleicht doch was mit Rückgrat und einem verantwortungsvollen Umgang mit seiner eigenen Profession zu tun. Oder man ist eben einfach ein mieser kleiner Rassist wie alle diejenige, die es professionell zu verantworten und geschwiegen haben.




 
 
 

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