Gesucht: Hausmeister mit Kunstverstand
- KK
- 17. Mai 2019
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Apr. 2020

Wilhelm Werner wird bei Wikipedia unter „Kunstsammler“ geführt. Eigentlich war er aber Hausmeister. Mit Dienstwohnung. Einer der Lampen auswechselt, den Hof kehrt und nach dem Rechten schaut. Glücklicherweise arbeitete er als solcher in der Hamburger Kunsthalle während der NS-Zeit. 1936 erklärten die Nazis moderne Kunst zur „entarteten Kunst“ und wiesen Werner an, die entsprechenden Stücke ins Depot der Kunsthalle zu schaffen. Hier warteten die Werke auf den Verkauf ins Ausland oder auf ihre Zerstörung. Der Hausmeister tat, was man ihm auftrug. Allerdings schmuggelte der bescheidene und unauffällige Mann, die Gemälde der jungen, jüdischstämmigen Malerin Anita Rée heimlich von dort in seine Dienstwohnung. Hier versteckte er sie sorgfältig, da er ihre Vernichtung fürchtete. Als der deutsche Horror ein Ende fand, brachte der Hausmeister die Bilder gleich darauf wieder unbemerkt ins Depot der Kunsthalle zurück. Wikipedia müsste Wilhelm Werner also als „Hausmeister mit Dienstwohnung“ führen - hätte nicht seine Frau sein Geheimnis nach seinem Tod ausgeplaudert. Die großartigen Bilder von Anita Rée sind zur Zeit in Ingelheim zu sehen. Wer kann, sollte sich die Ausstellung „Vergessene Moderne“ im Museum unbedingt anschauen. Sie ist phantastisch! Auch der anderen vergessenen Künstler wegen. 14.4.-23.6.19, Museum an der Kaiserpfalz, Ingelheim.
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